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Antworten Ingolstädter Politiker zu politischen Konzepten zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs

Antworten Ingolstädter Politiker zu politischen Konzepten zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs

(tt) Die "Frage der Woche" bei O-T(h)öne lautet:

„Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie zur  Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für Ingolstadt politisch vor? In welcher Zeitschiene wären Ihre Vorschläge umsetzbar?“

Patricia Klein (CSU-Fraktionsvorsitzende), Petra Kleine (GRÜNE), Christian Scharpf (SPD), Christian Lange (BGI), Peter Springl (Freie Wähler), Jürgen Köhler (UDI-Oberbürgermeisterkandidat), Raimund Köstler (ÖDP), Jakob Schäuble (FDP)  und Christian Pauling (LINKE-Oberbürgermeisterkandidat) wurden am 20. Oktober um eine Antwort gebeten.

Nachfolgend die bewusst ungekürzten und redaktionell nicht bearbeiteten Rückäußerungen, in der Reihenfolge des Eingangs der Beantwortung. O-T(h)öne bedankt sich für die Beantwortung des Fragenkomplexes bei allen politischen Akteuren, die mitgewirkt haben.

Peter Springl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler:

"Wir wollen den ÖPNV in Ingolstadt spürbar verbessern, und zwar schon im ersten Halbjahr 2020. Konkret in der ersten Stufe: Ausbau des Premiumnetzes durch den 15-Minuten-Takt auf der Linie 21, eine neue Tangentiallinie von Etting zum Klinikum (ein besonderes Anliegen der FW) und der Einstieg in den 10-Minuten-Takt bei der Linie 70 als Hauptachse der Ost-West-Verbindungen in Ingolstadt. Nach Fertigstellung der Roßmühlstraße im Jahr 2021 wollen wir weitere Linien vom 30-Minuten-Takt auf 15 Minuten umstellen. In der dritten Stufe ist geplant, in Ingolstadt ein umfassendes Premiumnetz anzubieten, das auch digitale on-demand-Angebote rund um die Uhr einschließt.

Parallel dazu wollen wir die Basisqualität des ÖPNV heben, also Sicherheit, Pünktlichkeit und Komfort, besonders durch die vollständige Modernisierung der Busflotte auf modernsten Standard. Wir wollen auch testweise Wasserstoff-Technologie nutzen, sobald die ersten gebrauchstauglichen Fahrzeuge lieferbar sind. Unser schon erreichtes Niveau bei der Echtzeitinformation ist eine gute Basis, um die Chancen der Digitalisierung des ÖPNV weiter zu nutzen.

Außerdem sprechen wir uns dafür aus, die vorhandenen Schienennetze in und um Ingolstadt intelligenter zu nutzen. Ein S-Bahn-System mit neuen Haltestellen, zum Beispiel in Weiherfeld oder am Gießereigelände, könnte den Straßenverkehr entlasten. Dabei sind wir allerdings darauf angewiesen, dass die Bahn zur Zusammenarbeit und zu Investitionen bereit ist.
Wir wollen aber auch darauf hinweisen, dass bei der Verbesserung des ÖPNV mit ausdrücklicher Unterstützung der Freien Wähler in jüngster Zeit viel erreicht worden ist: Mit der bevorstehenden Eröffnung des Bahnhofs bei Audi erhält Ingolstadt einen dritten Bahnhof, der VGI-Regionaltarif wurde endlich eingeführt, außerdem wird das Handyticket aufgebaut. Und schon bald wird die INVG 20 neue Busse bekommen, 16 davon mit Hybridtechnik."

Dr. Christian Scharpf, Oberbürgermeisterkandidat der SPD:

"Bereits seit der Lehmann-Ära ab 2002 hat die CSU den ÖPNV vernachlässigt. Null Interesse an einer deutlichen Ausweitung des ÖPNV-Angebots mit dichteren Takten bei den Bussen von Seiten der CSU. Der Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen beträgt in Ingolstadt nur 7-8%. Andere Großstädte sind hier weit im zweistelligen Bereich und bewegen sich eher Richtung 20% oder sogar darüber. Die Prüfung von alternativen Massenverkehrsmitteln wurde komplett verschlafen.

Die SPD hat sich in all den Jahren immer wieder vehement für einen attraktiveren ÖPNV eingesetzt. Zuletzt wurde am 22.11.2018 ein Konzept zur Optimierung des ÖPNV-Angebots gefordert und zuvor am 09.10.2017 eine Bedarfsanalyse für öffentliche Massenverkehrsmittel, leider ohne entsprechende Resonanz.

Dabei geht es nicht darum, die Bürgerinnen und Bürger zu bevormunden: Wer Auto fahren will soll Auto fahren. Aber angesichts einer wachsenden Stadt, von immer mehr vollen Straßen, Verkehrsstaus und Umweltproblemen müssen neue Mobilitäts-Angebote her, die für die Bürger überzeugend sind. Zur Mobilitätsverbesserung gehören neben dem Ausbau von Car-Sharing oder dem Angebot von Leihfahrrädern auch die Förderung des Fahrradverkehrs mit Fahrradschnellwegen und Vorrangrouten.

Beim ÖPNV sind es eine dichtere Taktung bei den Bussen und der Einstieg in alternative Massenverkehrsmitteln, wie etwa eine Regio-, Tram- oder Seilbahn. Gerade dass Letzteres nicht schon längst in Angriff genommen worden ist, ist bitter, denn die Zeitschiene für die Umsetzung eines solchen Projekts ist bekanntlich sehr lang; aber irgendwann muss man endlich damit anfangen.

Jetzt kommt die Frage der Woche gerade zum ÖPNV für mich und die SPD zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn wir werden nach den Herbstferien unsere Vorstellungen zum ÖPNV im Detail der Öffentlichkeit vorstellen. Dem kann und will ich für die Frage der Woche zum heutigen Zeitpunkt freilich nicht vorgreifen. Darüber hinaus machen wir in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung am 20.11. eine große Veranstaltung zum ÖPNV um 19 Uhr in der VHS, bei dem auch der ehemalige Geschäftsführer der Münchner Verkehrsgesellschaft Herbert König sprechen wird."

Christian Lange, Oberbürgermeisterkandidat der Bürgergemeinschaft (BGI):

"Wir werden für einen attraktiven, zeitgemäßen und kostenfreien ÖPNV sorgen. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat Ingolstadt erheblichen Nachholbedarf. In den letzten zwanzig Jahren wurde das Angebot leider kontinuierlich verschlechtert und gleichzeitig verteuert – damit haben CSU und FW dem ÖPNV in unserer Stadt eine schwere Hypothek mit auf den Weg in die Zukunft gegeben. Um diesen Nachholbedarf zu analysieren, orientieren wir uns an Kommunen, die erfolgreich einen attraktiven ÖPNV in ihrer Stadt aufgebaut haben, wie zum Beispiel Innsbruck. Die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) bedarf einer Neuausrichtung in fast jeder Hinsicht. Mittelfristig muss der ÖPNV in Ingolstadt um eine Stadtbahn ergänzt werden. Daher werden wir uns dafür einsetzen, dass ab Mitte 2020 geprüft wird, wie eine Ringbahn für Ingolstadt wirtschaftlich vernünftig geplant werden kann. Dazu gehört für uns auch ein Park-and-Ride-System an den Stadtgrenzen, um die Benutzung der Stadtbahn möglichst attraktiv auch für Menschen aus der Region zu machen. Mit den Nachbarkommunen gemeinsam werden wir an den einzelnen Bahnhöfen der neuen Stadtbahn (z. B. Zuchering, Hagau, Baar-Ebenhausen und Gaimersheim) ein ausreichendes Angebot an Park-and-Ride-Stellflächen schaffen, so dass eine möglichst hohe Zahl an Einpendlern (2016: ca. 63.300 Arbeitnehmer) nach Ingolstadt auf dieses Angebot umsteigen kann.

Das bestehende Bus-Angebot der INVG bedarf insgesamt einer deutlichen Attraktivitätssteigerung in vielerlei Hinsicht: Ab 2022 werden wir in Ingolstadt ein Stadtticket für 1,00 EUR am Tag einführen. Im Regionalen Verkehrsverbund werden wir darüber hinaus den Vorschlag machen, zur selben Zeit ein Regionalticket für täglich 2,00 EUR einzuführen. Am Ende halten wir an unserem Ziel von 2013 fest, dass der ÖPNV mittelfristig ticketlos in Ingolstadt angeboten wird.

Das gesamte Netz der INVG werden wir von Experten überarbeiten lassen und durch ein „Spinnennetz-System“ mit Tangenten und Ringlinien sinnvoll ergänzen. So wird tagsüber auch die Taktung auf allen Linien der INVG auf einen 15-Minuten-Takt umgestellt. Bei den Investitionen werden wir einen radikalen Wandel der Beschaffungspolitik der INVG umsetzen und ab 2021 möglichst nur noch Elektrobusse anschaffen.

Ebenso unterstützen wir langfristig die Idee einer Seilbahn und die Einführung von Ruf-Bussen zur Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs in unserer Stadt."

Petra Kleine, Oberbürgermeisterkandidatin der GRÜNEN

"Die 3 wichtigsten Faktoren, weltweit, für einen gut funktionierenden und gut angenommenen ÖPNV  sind: Takt, Takt und Takt. Ingolstadt hat hier seine Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft. Darum ist es einfach: Takte und Liniennetz verdicht.

Außerdem: Premium Busnetz: „10 für Zehn": Die zehn stärksten Linien fahren von Montag bis Freitag im 10-Minuten-Takt.
Express Linien: 3 x Expressbuslinien Süd/Nord, 2 x Tangentiallinien Ost/West, 3 x Verstärkungslinien Schulexpress.
Schülerfahrt: Schüler fahren grundsätzlich kostenfrei mit dem Bus. Sonntags wie Samstags: Innenstadt-relevante Linien werden auch am Sonntag mit demselben Takt versorgt wie am Samstag. Fahrradmitnahme: Fahrradmitnahme in den Bussen wird auf allen Linien erlaubt. Sozialticket Zuschuss für Hartz-4 Empfänger zum Monatsticket. Mindestens alle 10 Minuten: Linien, die wochentags nur im Stundentakt fahren werden im Takt halbiert. Mobilitätshelfer: Kundendienstprogramm speziell für Jobsuchende im zweiten Arbeitsmarkt. Baggerseelinie: In den Sommermonaten wird der Baggersee, Schafirrsee und der Gerolfinger Eichenwald mit einer separaten Buslinie erschlossen."

Raimund Köstler, Oberbürgermeisterkandidat der ÖDP:

"Politisch ist die wichtigste Maßnahme, das Image des ÖPNVs in Ingolstadt zu verbessern. Derzeit wird er nur als Kostenfaktor und nicht als Dienst am Bürger gesehen. Eine Industriehalle der IFG wird als rentierlicher angesehen als jede Investition in unseren ÖPNV. Hier bedarf es einem echten Umdenken!

Auch wenn unser Kommunalwahlprogramm noch nicht endgültig verabschiedet ist, wird eine Stärkung des ÖPNV in Ingolstadt und der Region deshalb einen großen Stellenwert für uns einnehmen. Unserer Meinung nach, sind dabei diese Maßnahmen unumgänglich: Busse stärken durch ein 150-Euro-Jahresticket. ÖPNV in alle Stadtteile ausbauen (Taktung und Liniennetz) – Ziel: immer in maximal 30 Minuten durch die Stadt. Attraktivität des ÖPNV steigern (Pünktlichkeit durch Busspuren, Zuverlässigkeit, Abstimmung mit der Bahn). Vereinfachung des Tarifsystems für das Stadtgebiet -
1-Euro-Tagesticket, Kinder bis 6 Jahre frei, 150-Euro-Jahresticket. Günstiger auch im regionalen Verkehrsverbund mit Schüler- und Studenten-Tickets. Aufbau einer Ingolstädter Stadtbahn auf bestehenden Gleisen und darüber hinaus. Der von uns seit Jahren geforderte Bahnhalt Ingolstadt Audi ist endlich umgesetzt und wird sich nun bewähren müssen. Für uns ist dieser Bahnhalt allerdings nur ein Mosaikstein, wir möchten mit zusätzliche Haltepunkte in Zuchering-Weiherfeld sowie in Unsernherrn den Verkehr von den Straßen holen. Auch muss das bisherige Schienennetz erweitert werden.

Wichtig ist der Ausbau der Eisenbahnbrücke um eine höhere Taktung anbieten zu können, ebenso sind neue Trassen zur Anbindung von Friedrichshofen und Klinikum zu prüfen. Die sogenannte Ingo-Stadt-Bahn würde neben einer Aufwertung des Audi-Bahnhaltes durch weitere Haltepunkte auch die Zuwächse im Individualverkehr abfangen.

Die Weiterentwicklung des Verkehrsentwicklungsplans, zusammen mit einer zukunftsorientierten Stadtplanung und im Rahmen einer umfangreichen Bürgerbeteiligung, soll dabei die Basis bilden. Wir sehen ganz klar den Bedarf, kurzfristig konkrete Maßnahmen abzustimmen und umzusetzen um den Anteil des ÖPNVs deutlich zu steigern."

Jakob Schäuble, FDP-Oberbürgermeisterkandidat der FDP:

"Der ÖPNV in der Region 10 und Ingolstadt bietet zweifelsohne noch viel Verbesserungspotential. Ich möchte mich hier auf zwei Vorschläge konzentrieren. Aktuell basiert der ÖPNV auf Bussen, die regelmäßig Ihre Linie abfahren. Das ist gut, aber Hamburg zeigt, dass es dazu auch sinnvolle Ergänzungen geben kann. Moia ist ein neuer Dienst, bei dem die Passagiere kurzzeitig Fahrgemeinschaften bilden. Es ist als Ruftaxi ein Mittelding zwischen Bus und Taxi. Die Buchung der Fahrt erfolgt per App und man wird benachrichtigt, wann das Fahrzeug eintrifft. Die neuen Computersysteme sind dabei in der Lage in Echtzeit die optimale Route zu berechnen. Dies würde den ÖPNV in Ingolstadt auch gerade in der Nacht deutlich verbessern. Nachts ist es weniger wichtig hohe Passagierzahlen bewältigen zu können, vielmehr ist es wichtig die Nachtschwärmer, darunter viele Jugendliche, wohnortsnah aussteigen zu lassen. Einen weiteren Bestandteil könnte auch die Ingolstädter Firma E-Trofit  liefern. So zeigt diese Firma aus Ingolstadt, wie elektrifizierter ÖPNV aussehen kann und das Umweltministerium fördert dies sogar. E-Trofit rüstet alte Dieselbusse nach und ist somit wesentlich günstiger als komplette Neuentwicklungen. Ingolstadt täte gut daran zumindest Versuchsfahrzeuge anzuschaffen. Alle Vorschläge wären im nächsten Jahr umsetzbar."

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