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Es wird eine Herkulesaufgabe

Es wird eine Herkulesaufgabe

Von Thomas Thöne

Die Ingolstädter SPD hat heute den 47-jährigen Juristen, Dr. Christian Scharpf, bei 45 stimmberechtigten Delegierten, einstimmig, zu ihrem OB-Kandidaten gewählt. Scharpf hatte bei der Abstimmung keinen Gegenkandidaten.

Auf Scharpf, der als Stadtdirektor im Direktorium der Stadt München arbeitet, wartet eine Herausforderung. Nicht nur, dass die SPD auf der Bundesebene und in Bayern gerade schwächelt. Hinzu kommt, dass auch die Ingolstädter SPD über die letzten Jahrzehnte enorme Mitgliederverluste hinnehmen musste. Dies hatte und hat natürlich Auswirkungen auf die Kampagnenfähigkeit. Was die vorhandenen Finanzmittel für die Wahlkämpfe, in der Vergangenheit, anging, konnte die Ingolstädter SPD immer nur neidvoll in das konservative Lager blicken. Daran wird sich wohl auch beim Kommunalwahlkampf 2020 nichts ändern.

Zu beneiden ist Scharpf in dieser, für ihn, neuen Rolle nicht. Es wird eine Herkulesaufgabe, die vor ihm liegt, dies nicht nur, angesichts der Terminfülle. Da der Jurist dem Ingolstädter Stadtrat nicht angehört, kann er folglich hier auch nicht argumentieren und das Gremium nutzen, um seine politischen Vorstellungen in konkrete Politik umzusetzen.

Auch medial ist ihm das derzeitige Stadtoberhaupt haushoch überlegen, da dieser über alle nur möglichen Kanäle kommuniziert und präsent ist. Als amtierender Oberbürgermeister oft mit Unterstützung der städtischen Pressestelle.

Als Scharpf sich, berechtigterweise, gegenüber der örtlichen Zeitung für den Erhalt des Heilig-Geist-Spitals aussprach, bekam er gleich eine mediale Breitseite. Der SPD wurde in einem Kommentar, "verbissene Fundamentalopposition und destruktive Politik" vorgeworfen. Dieser mediale Vorwurf ereilte den Freundeskreis des Heilig-Geist-Spitals, der für den Erhalt der Pflegeeinrichtung über 2.000 Unterschriften sammelte und somit die gleiche Forderung erhob, wie Scharpf, nicht. Es bleibt also abzuwarten, wie die örtliche Tageszeitung, als Ingolstädter Leitmedium, sich künftig zum SPD-OB-Kandidaten positioniert. Dies kann mitunter wahlentscheidend sein.

Ein gutes Zeichen war die einstimmige Nominierung von Scharpf. Ein wichtiges Signal der Geschlossenheit in die Stadtgesellschaft. Diese Geschlossenheit muss sich die SPD, bis zum Schließen der Wahllokale im März kommenden Jahres, bewahren. Dabei darf sie Scharpf aber nicht überfordern. Er ist nicht der politische "Messias", der die SPD zur absoluten Mehrheit führt und im ersten Wahlgang den OB-Sessel erobert. Dagegen spricht schon der Genosse "Trend".

Manche überfrachtete Erwartung hat in der Ingolstädter SPD schon dazu geführt, dass Bewerber um das OB-Mandat, wenige Monate nach der Nominierung, ziemlich allein dastanden.

Für die SPD heißt es also, Erwartungshaltung zurückschrauben, auf ein realistisches Maß und die Reihen schließen. Das gilt auch für so machen Protagonistin in der SPD-Stadtratsfraktion.

Christian Scharpf, aber auch die Ingolstädter SPD, für ihre Geschlossenheit, kann man am heutigen Abend nur beglückwünschen. Gleichzeit darf man gespannt sein, wie es in der SPD vor Ort bis zum Wahlabend, im Jahr 2020, weitergeht.

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