Anzeige

Das Georgianum wird saniert - Was tun mit den Fresken?

Das Georgianum wird saniert - Was tun mit den Fresken?
O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

               Gastkommentar von Markus Reichhart

Stadtrat der Freien Wähler

Das Georgianum, erbaut zwischen 1494 und 1496 von Herzog Georg dem Reichen, gilt als zweitältestes katholisches Priesterseminar. Historiker und Denkmalschützer messen dem Gebäude eine weit über die Grenzen Ingolstadts und Bayerns hinausgehende historische Bedeutung bei. Nach vielen Jahren der Zweckentfremdung, unter anderem als Sitz einer Brauerei, steht das Gebäude schon jahrelang leer, und ausgerechnet ein besonders wertvoller Teil, die Kapelle St. Peter und Paul, wurde durch den Einzug von Zwischendecken baulich stark verändert. Die Stadt Ingolstadt hat nun mit einer ihrer Tochtergesellschaften die Aufgabe übernommen, das Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

Erwartungsgemäß stellt die Aufgabe, das Georgianum zu sanieren und wieder Leben in die historischen Räume zu bringen, eine enorme Herausforderung dar. Zum Glück ist die Frage der Nutzung gelöst. Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt will ein Ethik-Institut unterbringen, die Fasshalle soll künftig gastronomisch genutzt werden.

Zwischenzeitlich wurde immerhin bereits das Dach unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Gesichtspunkte ertüchtigt. Ungleich schwieriger als die Dachsanierung gestalten sich aber andere bautechnische Eingriffe, ganz besonders in der Kapelle St. Peter und Paul, wo sich die Frage stellt, wie mit den Fresken, die dort gefunden wurden, umzugehen ist. Die leider nur in Resten erhaltenen Malereien weisen an den Stellen, an denen sie bisher einigermaßen unbeschadet freigelegt werden konnten, einen doch erstaunlich guten Erhaltungsgrad auf. Die Farbgebung und künstlerische Gestaltung der über 500 Jahren alten Fresken versetzen wegen ihrer erkennbaren meisterlichen Qualität auch den Laien in Erstaunen.

Leider sind diese Fresken nur sehr lückenhaft und teilweise ausgerechnet an den Stellen erhalten, an denen sie durch bauliche Veränderung in der langen Geschichte des Gebäudes nicht annähernd zur Geltung kommen können. Die Stadträte werden die schwierige Entscheidung treffen müssen, ob die Fresken entweder in Gänze oder nur in Teilen saniert, oder ob sie durch entsprechende Abdeckungen der Nachwelt erhalten werden sollen.

Aus Sicht der Freien Wähler wäre es fatal, wenn im Georgianum eine ähnliche Situation wie in der benachbarten Hohen Schule eintreten würde. Dort wurden Räume mit historischen Wand- und Deckenbildern mit erheblichem finanziellem Aufwand restauriert, um dann dort einen gastronomischen Betrieb einziehen zu lassen. Mittlerweile ist der Betrieb geschlossen, und nun ist der historisch wie denkmalpflegerisch interessante Raum aus dem Blick der Ingolstädter Bürger verschwunden.

Die Tendenz ist für uns Freie Wähler deshalb folgende: Wir meinen, bei der Sanierung sollte man behutsam vorgehen, im Zweifel die Fresken zu konservieren, ohne sie freizulegen. Die Nutzungsmöglichkeiten der historischen Räume sollten nicht beeinträchtigt werden. Das Gebäude und seine Geschichte haben es verdient, erlebbar zu werden und nicht Selbstzweck zu sein. Es sollte wieder Leben im Ursprungssinne des Georgianums einziehen, den darin Arbeitenden und den Besuchern sollte die Qualität des Gebäudes bewusst gemacht werden.

Die über 500-jährige Geschichte des Georgianums verbietet die alleinige Nutzung als Museum, sondern erzwingt geradezu die jetzt geplanten Nutzungen. Diese sollten aber auch nicht durch einen falsch verstandenen Denkmalschutz eingeschränkt werden.

Anzeige

Datenschutz

Diese Webseite verwendet Cookies. Einige Funktionen (z.B. eingebundene Videos) können ohne den Einsatz dieser Cookies nicht angeboten werden.

Weitere Infos zum Datenschutz