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Die große Dankbarkeit im Ingolstädter Stadtrat

Die große Dankbarkeit im Ingolstädter Stadtrat

Kommentar

von Thomas Thöne

Die vergangene Amtsperiode des Ingolstädter Stadtrates war davon gekennzeichnet, dass Mandatsträger, vorwiegend aus der damaligen „Vereinten Opposition“, von SPD, GRÜNEN, BGI und ÖDP, herablassenden Führungsstil, Umgang und  Kommunikation kritisierten.

Der Oberbürgermeister hieß Christian Lösel (CSU). Dessen Politikstil erinnerte manche Stadtratsmitglieder oft an ein Durchregieren, gepaart mit stellenweisem Aktionismus. Er wirkte immer wieder von sich selbst getrieben, ungeduldig und oftmals unnahbar, war aus dem Stadtrat öfters zu hören. Der Bürgermeister hieß Albert Wittmann (CSU), ein ehemaliger Bundeswehroffizier, von dem die Aussage des „Deppenhaufens“ in einer Plenumssitzung noch lange erinnerlich bleiben wird. So manches Stadtratsmitglied fühle sich bei Wittmanns Sitzungsleitung mehr auf dem Kasernenhof anno dazumal als in einer Sitzung eines Ausschusses des Ingolstädter Stadtrates.

CSU und FREIE WÄHLER (FW) trafen sich regelmäßig zu „Koalitionsrunden“, die es nach der bayrischen Gemeindeordnung gar nicht gibt. In diesen wurden die Stadtratsbeschlüsse festgezurrt. Gelegentlich wurde dem Rest des Stadtrates auch klar deutlich gemacht, dass man sich Diskussionen sparen könne, bei den bekannten Mehrheiten der "Koalitionäre".

Heute gibt es einen politisch bunten Stadtrat ohne feste Mehrheiten und einen Oberbürgermeister der SPD, namens Christian Scharpf. Spricht man derzeit mit Stadtratsmitgliedern, wird als bisher größter Erfolg im neuen Stadtrat überschwänglich das gute Klima der Zusammenarbeit genannt. Höchst dankbar müsse man dafür Oberbürgermeister Scharpf sein, ist fast ausschließlich zu hören.

Bei so viel Lob muss schon einmal die Frage erlaubt sein, ob es wirklich angesagt ist, für einen normalen zwischenmenschlichen Umgang dankbar zu sein. Gefolgt von den Fragestellungen, warum sich nur wenige, auch heute noch amtierende Stadtratsmitglieder, gegen den früheren Umgang öffentlich und laut wahrnehmbar gewehrt haben. Ferner, warum so viele Stadträtinnen und Stadträte damals einfach geschwiegen haben und heute das normale Miteinander mit großer Dankbarkeit betonen.

Es ist gut, richtig und wichtig, dass Oberbürgermeister Scharpf einen anderen Führungsstil pflegt, der auf Kommunikation, Transparenz und Miteinander wert legt. Dankbarkeit ist für diese Normalität allerdings nicht angesagt.

Zu hoffen ist, dass der neue Führungsstil auch in alle Bereiche der Stadtverwaltung einzieht, ebenso in alle Beteiligungsunternehmen der Stadt. Wo das nicht passiert, muss Scharpf seine Führungsverantwortung wahrnehmen und zum Wohle der jeweiligen Mitarbeitenden unverzüglich und deutlich wahrnehmbar handeln!

Oberbürgermeister Scharpf kann man nur wünschen, dass die Woge der Dankbarkeit im Stadtrat nicht in das krasse Gegenteil umschlägt, sollte ihm der politische Wind mal stärker und eisiger um die Nase wehen, was sicher passieren wird. Hier gilt dann auch für alle Stadtratsmitglieder der neue Umgangston. Hoffentlich muss man niemanden daran erinnern.

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