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In Ingolstadt geht es jetzt um die Wurst

In Ingolstadt geht es jetzt um die Wurst

Haben Sie schon davon gehört? In Ingolstadt geht es momentan um eine sehr spezielle Angelegenheit - genauer gesagt, in der Innenstadt von Ingolstadt. Bald schließt eine Würstlbude, die sich neben dem ehemaligen Merkur befindet, wie die Altingolstädter auch heute noch sagen. Diese Würstlbude hat seit mehr als 50 Jahren bestanden. Die Betreiber sind 72 und 73 Jahre alt und hören nun auf, da das Gebäude, in dem sie die Würstl verkaufen, ein Jahr lang renoviert wird und der Stand in dieser Zeit nicht erhalten bleiben kann.

Was, Sie sagen, dies ist kein bedeutendes Thema? Dann irren Sie sich aber gewaltig. In der Heimatzeitung, wie man früher in Ingolstadt zu sagen pflegte, war die Würstlbude auf Seite eins im Lokalteil der Aufmacher. Noch bevor der ausführliche Artikel erschien, veröffentlichte Ingolstadts CSU-Chef Stefan Huber höchstpersönlich eine Pressemitteilung zu diesem Thema. Er schrieb: "Die Nachricht von der Schließung des Würstchenstands hat mich getroffen!" Damit ist ein wichtiges Stück Tradition und Flair verloren, meint der CSU-Grande. Trotzdem gibt es dank Huber Hoffnung: "Ich habe persönlich bereits erste Gespräche über die Möglichkeiten des Erhalts unseres Würstchenstandes in der Altstadt geführt", verkündet er.

Dass Huber im ersten Zeitungsartikel nicht erwähnt wurde, wird ihn schon geärgert haben. Allerdings hat er jetzt gleich einen eigenen redaktionellen Kasten in der Wochenendausgabe auf Seite drei des Lokalteils erhalten. Damit sollte die Welt der CSU in Ingolstadt wieder in Ordnung sein.

Erstaunlich ist, dass Huber diesmal Oberbürgermeister Scharpf nicht für das Verschwinden der Würstl verantwortlich gemacht hat. Was mag da vorgefallen sein? Haben Huber und Scharpf etwa gemeinsam ein Bier getrunken? Das ist immerhin in der Innenstadt noch möglich. 

Wäre die Würstelbude während der Amtszeit von Oberbürgermeister Christian Lösel geschlossen worden, wer wäre dann gleich politisch aktiv geworden? Richtig, Christian Lange von der damaligen Bürgergemeinschaft. Der hätte sofort einen Fragenkatalog mit 50 Punkten erstellt und eine Sondersitzung des Stadtrats gefordert. Sie kennen Christian Lange nicht? Macht nichts. Spätestens einige Zeit vor der Kommunalwahlen 2026 werden Sie wieder von ihm hören, durch seine Pressemitteilungen. So gesehen war CSU-Chef Huber, vermutlich auch aus Sicht der Ingolstädter SPD, diesmal sehr brav in seiner Pressemitteilung.

Es hat mich zugegebenermaßen gewundert, dass in Facebookgruppen noch niemand gefordert hat, dass die „Stäbchen“ also die Stabsmitarbeiter des Oberbürgermeisters, den Würstlstand betreiben sollen, da oft kritisiert wird, dass es so viele gut bezahlte Mitarbeitende im Stab gibt. Sicher arbeitet der Stab des Oberbürgermeisters bereits Tag und Nacht an einer Lösung für die Würstlbude. Bald wird die Stimme der Stadt, Pressesprecher Michael Klarner, zu einer außerordentlichen Pressekonferenz einladen. Dort wird Scharpf dann eine Lösung für die Würstlbude präsentieren. Dann bin ich gespannt, was der Ingolstädter CSU-Chef dazu sagen wird.

Was, Sie meinen, die Würstlstanddiskussion ist immer noch kein wichtiges Thema? Ja, da haben Sie recht! Angesichts des Überfalls Russlands auf die Ukraine und des sich anschließenden lang anhaltenden Krieges, des aktuellen Nahostkonflikts - beides mit vielen Opfern, Verletzten, Vertriebenen und Heimatlosen - des zunehmenden und erschreckenden Antisemitismus in unserem Land und der Tatsache, dass sich 55 Prozent der Menschen in Deutschland vor einem dritten Weltkrieg fürchten, erscheint die Debatte über den Würstlstand in Ingolstadt tatsächlich in einem anderen Licht.

Ihr

G. Rantler

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